Ein Hubschrauber, Norwegersocken und sieben Tore

3:4-Niederlage im Testspiel gegen Vorwärts Steyr

Eigentlich sollte es ja nichts Schöneres geben als mit einem Fußballspiel in den Tag zu starten. Die Realität sieht jedoch anders aus. Bei der Anreise regiert der Missmut, im Auto mischt sich eisernes Schweigen mit einer wohligen Mischung aus Alkoholresten, Kaffeegeruch und Zahnpasta. Am Trainingsplatz im Sportzentrum Rif angekommen, muss man sich zuerst einmal mit dem Mikroklima des nördlichen Tennengaus auseinandersetzen. Der angekündigte Fönsturm entpuppt sich hier als beißend kalter Nordwind.

Trotz dieser wirdrigen Voraussetzungen beginnt nach einer kurzen Nachhilfestunde in Klimakunde das Duell zwischen der Austria und Vorwärts Steyr auch schon – laut Austria-Wiki übrigens das erste seit knapp zehn Jahren. Immerhin eine Hand voll Steyrer ausgerüstet mit 4 Transparenten und einem Bengalen hat die Reise zur Unzeit angetreten. Die Austria startete sehr engagiert ins Spiel und übernahm angetrieben von Jukic und Mayer das Kommando. Bei einem Pressball mit Alex Diaz verletzte sich der Steyrer Bojan Gogic derart unglücklich am Knie, dass er mit dem Notarzthubschrauber abtransportiert werden musste. Das hatte eine rund 45-minütige Unterbrechung zur Folge. Danach machte die Austria in derselben Tonart weiter, Vorwärts wurde nur gefährlich, wenn die Abseitsfalle der sehr weit aufgerückten Viererkette nicht funktionierte. Als letzteres wieder einmal der Fall war, rettete Ivan Pecaranin mit einer Notbremse, wurde zum Duschen geschickt, nach rund 15 Minuten aber durch Gerrit Kluth ersetzt. Der Ausschluss störte den Spielfluss der Violetten und als die Steyrer die Viererkette wieder einmal überwunden hatten, stand es 0:1.

Die richtige Pause wurde von der violetten Achse zu einem Test der örtlichen Infrastruktur genutzt. Adeg-Liga wir kommen. Mit Leberkäs und Norwegersocken! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Gerade rechtzeitig zum Ausgleich per Elfmeter durch Oliver Trappl waren wir zurück am Platz. Es dauerte aber nicht lange, bis wieder ein Steyrer allein aufs Tor lief und das 1:2 erzielte. Oliver Trappl zeigte aber seine Qualitäten als Free-Kicker und nach einem kurz abgewehrten Freistoß von Trappl glich Peter Weiss per Kopf wieder aus. Dann zeigte Vorwärts, dass sie auch anders Tore schießen können, nach Flanke und Kopfball stand es 2:3 und zwei Minuten später nach dem alten Muster Abwehr-aushebeln 2:4. Kurz vor Schluss verkürzte Lubo Neubauer mit einem sehenswerten Schuss noch auf 3:4.

Alles in allem ein sehenswertes Testspiel, in dem vor allem Nico Mayer überzeugte. Das Gesprächsthema der Winterpause im sportlichen Bereich, die Viererkette, weiß noch nicht so genau, was sie ist. Einerseits extrem riskant, weil hochstehend, andererseits sehr vorsichtig mit zwei offensiv beschränkten Verteidigern als Außenspielern. Da gibt es also noch genug Bedarf zu testen. Es wäre sicher interessant, wie sich ausgewiesene Flügelspieler mit Defensivqualitäten wie Geier, Rehrl oder Diaz auf den Außenpositionen tun.

Wer aber über einzigartige Norwegersocken verfügt, braucht sich vor keiner Viererkette und keinem bitterkalten Winter dieser Welt fürchten.