Derby dell“Apennino
Anlässlich eines Kurztrips an den Apennin besuchte eine verstärkte Abordnung der violetten Achse Ende April das Derby dell’Apennino zwischen Bologna und Fiorentina. Gerade für die Gastgeber hatte das Spiel zusätzliche Brisanz. Im vorletzten Heimspiel der Saison wollten die Rossoblu mit einem Derbysieg die Abstiegsränge verlassen. Dementsprechend gut war vor dem Spiel die Stimmung vor dem Stadio Renato dall’Ara, besonders vor der Heimkurve. Von außen erinnert die Arena als Backsteinbau an englische Stadien, von innen ist es eine klassisch-italienische Betonschlüssel, garniert mit einem Dach über der Haupttribüne und einem Uhrturm gegenüber.
Auch wir genehmigten uns noch ein preiswertes Bier. Das Ichnusa, vom Kioskverkäufer mit der rinnenden Nase und den glasigen Augen vorzüglich eingeschenkt, ließ Urlaubserinnerungen an Sardinien aufleben. Dass wir uns unsere Karten für die Kurve schon im Vorhinein besorgt hatten, erwies sich als schlau, schließlich war die Heimkurve für diesen Schlager bis auf den letzten Platz gefüllt. Gerade in den ersten Minuten war die Stimmung auch bestens und die Heimkurve laut. Der Auftritt der Gäste aus Florenz war mit einigen hundert Leuten zahlenmäßig zwar etwas enttäuschend, im Lauf der Partie konnte aber auch der Fiorentina-Anhang seine Stimmgewalt unter Beweis stellen. Für die Violetten hatte das Spiel sportlich auch weit weniger Brisanz als für Bologna, nach oben und unten ging nicht mehr viel, der internationale Startplatz war praktisch sicher. Außerdem stand für die Viola eine Woche später das italienische Pokalfinale in Rom gegen Napoli auf dem Programm. Das Apennin-Derby war also quasi nur ein Aufwärmen.
Dennoch ließ die Mannschaft aus Florenz nichts anbrennen und kontrollierte die Partie nach einer Anfangsoffensive der Gastgeber souverän. In der 23. Minute traf Cuadrado zum 1:0, elf Minuten später erhöhte Josip Ilicic auf 2:0. Das versetzte den Fans in der Heimkurve, die für heutige italienische Verhältnisse reichlich Pyro in Form von Rauchbomben und Böller einsetzte, natürlich einen Stimmungsdämpfer. Den Weg in die Kabine trat die Heimmannschaft, bei der der Österreicher György Garics auf der rechten Seite spielte und gegen die Niederlage auch wenig ausrichten konnte, unter energischen Beschimpfungen der Kurve an.
Wir genehmigten uns auch im Stadion das eine oder andere Bier, von dem wir noch heute nicht einer Meinung sind, ob es Alkohol enthielt oder nicht. Italien, Derby und der Zeitgeist legen zwar nahe, dass es die alkoholfreie Variante war, unser Zustand vom nächsten Tag sprach allerdings eine andere Sprache. Das 3:0 von Cuadrado kurz vor Schluss einer auch stimmungsmäßig ereignisarmen zweiten Halbzeit haben wir jedenfalls noch mitbekommen. Nach dem Spiel steuerten wir wieder zielsicher den Kiosk vor dem Stadion an, mittlerweile wurden wir von einem gebürtigen Wiener auf Deutsch bedient. Unsere Herkunft oder die späte Stunde brachten uns auch noch eine Runde Sandwiches ein. Die Fans der Rossoblu waren verständlicherweise nicht ganz so entspannt wie wir. Sie versuchten den Mannschaftsbus an der Abfahrt aus dem Trainingszentrum auf der gegenüberliegenden Seite zu hindern. Eine Zeitlang gelang ihnen das auch, irgendwann löste sich die Blockade trotz eines massiven Polizeiaufgebots, das sich rund um die Fans aufgebaut hatte, aber ohne gröbere Vorkommnisse auf.
Wir bereiteten uns dann noch auf die Weiterreise nach Livorno vor.