Europa League: Roma-Gent 3:1

Abwechslung und eine pflicherfüllende Roma im Stadio Olimpico

Nach vier Tagen Schwerstarbeit in Rom bot die sich überraschend bietende Gelegenheit auf ein bisschen Fußball eine willkommene Abwechslung. Dass sich das in Italien schwieriger gestaltet als irgendwo sonst, war eigentlich von vornherein klar, aber man erlebt immer wieder neue Überraschungen.

Nach der dank glücklichem Zeitplan spontanen Entscheidung für den Saisonauftakt der Roma gegen Gent in der Europa-League-Qualifikation (the artist formerly known as UEFA-Cup) also raus in die Pampas, wo sich Romulus und Remus gute Nacht sagen. Dort soll es irgendwo Tickets geben. Nach mehrmaligem Nachfragen steht dann tatsächlich ein Container, der sich als Ticketbüro ausgibt auf einem Parkplatz im Nichts. Erkennbar auch an der Schlange, die sich davor bereits gebildet hat. Also Ausweis gezückt und angestellt, möchte man meinen. Zumindest, wenn man nicht so blöd war, in einem Anfall von kurzzeitiger Euphorie den Ausweis zu vergessen. Also nichts mit anstellen, sondern noch mal zurück in die Stadt, Ausweis geholt und wieder raus zu Romulus und Remus.

Da hat sich in der Zwischenzeit die Schlange natürlich potenziert. Das wäre noch kein großes Problem, würde nicht das Ticketsystem ausgerechnet die letzten eineinhalb Stunden vor Spielbeginn (wann denn auch sonst?) auf Halbgas arbeiten, so dass jeder Ticketkauf zwischen drei und fünf Minuten dauert. Die wartenden Romanisti nehmen das erstaunlich gelassen zur Kenntnis, abgesehen davon, dass mit dem immer näherkommenden Anpfiff der Italienisch-Schimpfwortschatz wieder einmal aufgefrischt wird.

Am Ende geht es doch halbwegs flott, sodass ich mich nur mit rund viertelstündiger Verspätung im Olympiastadion einfinde. Das ist erstaunlich gut gefüllt, zwei Drittel des Stadions sind gut besetzt. Dafür ist die Stimmung eher lahm, die Curva Sud ist zwar voll, entweder sie befindet sich noch in der Sommerpause oder das weite Rund mit der Stimmungskiller-Laufbahn verschluckt alles, was sie zustande bringt. In der Curva Nord versucht eine Hundertschaft einen Gegenpol aufzubauen, außer sich mit den anderen Kurvenbesuchern anzulegen, bringt sie aber nicht viel zusammen.

Auf dem Rasen müht sich die Roma von Kapitän Francesco Totti eher beaufsichtigt als angeführt gegen eine gut stehende belgische Defensive. KAA Gent ist taktisch bestens eingestellt, spielt ein defensives 4-3-3, das gern zu einem 5-4-1 wird. Gefährlich werden sie kaum, wenn dann aber ordentlich. So wie in der 23. Minute, als in ihnen nach einem sauberen Konter wie aus dem nichts das 0:1 durch Mbaye gelingt. Das lässt die paar hundert Belgier direkt unterm Tribünendach natürlich komplett ausflippen, sie legen wie ihre Mannschaft einen engagierten Auftritt hin.

Die Roma rennt weiter an, Gent rettet den Vorsprung in die Pause. Nach dieser dasselbe Bild, in der 55. Minute gelingt Stehkicker Totti dann mit einem satten Schuss der überfällige Ausgleich. Die Belgier gehen langsam ein, nach 73. Minuten setzt es eine gelb-rote Karte, aus dem folgenden Freistoss resultiert ein Elfer aus zumindest vom anderen Ende des Stadions unersichtlichem Grund, den Totti sicher verwertet. Das bringt ihm die Liebesbekundungen des ganzen Stadions ein. In den seltenen Momenten, wo sich das ganze Stadion zum Support aufrafft, ist die Stimmung schwer beeindruckend.

Gegen Ende wird mit Mirko Vucinic noch ein weiterer Publikumsliebling eingewechselt, der in der 85. Minute den Schlusspunkt setzt. Fotos gibt’s leider keine, die Kamera musste wegen der Kartenkomplikationen zuhause bleiben.