Ein 7:1 in Berndorf
Es ging wieder einmal in den nördlichen (man könnte auch sagen in den tiefsten) Flachgau, der uns nun schon viel bekannter ist als uns eigentlich lieb ist. Vorbei an Orten wie Bergheim, Elixhausen, Obertrum und Seeham brachte uns unser Pilot – emotional immer hart an der Seitenauslinie – zielsicher an den Ort der ersten Auswärtspartie dieses Frühjahrs. Dort erwartete einen bei prächtigem Frühlingswetter das, was einen im tiefsten Flachgau bei Fußballspielen so zu erwarten pflegt: Eine Wiese, zwei Tore und ein Vereinsheim. Man darf den Berndorfern aber nicht unrecht tun, ihr Bemühen war erkennbar, sie hatten sogar etwas hingestellt, was mit einiger Fantasie an eine Tribüne erinnert. Einzig ihr Fetisch für Metallzäune aller Art verriet leichtes Unbehagen gegenüber den erwarteten Gästen. Das wurde im beeindruckend sortierten Gastrobereich aber perfekt überspielt. Auch der DJ gab sich hörbar Mühe, das gibt einen souveränen zweiten Platz hinter Thalgau im Axxa-Viola-DJ-Ranking für die zweite Landesliga Nord.
Bevor ich mich hier aber endgültig in Belanglosigkeiten verliere, werfen wir wie 750 Zuschauer einen Blick auf den Berndorfer Rasen. Da gab es das erste Frühjahrsspiel von Mersudin Jukic zu bestaunen. Torleute denen er die Bälle um die Ohren schießen kann, gingen ihm in der Winterpause sichtlich schmerzhaft ab. So dauerte es keine drei Minuten, bis er die Austria nach Pass von Heli Rottensteiner in Führung brachte. Das stärkte der Austria sichtlich den Rücken, Zauberspiel entwickelte sich keines, die Violetten hatten die harmlosen Gastgeber aber deutlich unter Kontrolle. In der 17. Minute erhöhte Jukic auf 2:0, fünf Minuten später wurde er im Strafraum gelegt, Lubo Neubauer verwertete den fälligen Elfer. Damit gab sich die Austria fürs erste zufrieden, nach der Pause feierte auch Nico Mayer sein Frühjahrsdebüt, er kam für Stefan Federer.
Das änderte an der Tonart der Partie recht wenig, in der 55. Minute wurde ein Vorstoß von Michael Rehrl im Strafraum gestoppt, der Schiedsrichter entschied auf Foul, Torraub und Rot, Jukic verwandelte den Elfer humorlos. Interessant wurde es erst wieder in der letzten Viertelstunde, nach 78 Minuten traf Jukic per Außenrist nach feinem Neubauer-Pass zum 5:0. Dann wollte die bis dahin souveräne, weil unterbeschäftigte Austria-Abwehr auch am Resultat teilhaben, es wurde so lang fehlgepasst, bis sich Bernhard Rösslhuber, seines Zeichens Berndorfer Stürmer, nur mehr die Ecke aussuchen musste und auf 5:1 verkürzte (85.). Drei Minuten später schickte Neubauer auf Befehl des Trainers den eingewechselten Mario Schleindl auf die Reise, der auf 6:1 stellte. Den Endstand besorgte in der 91. Minute wiederum Jukic per sehenswertem Drehschuss.
Alles in allem ein sehr gelungener Ausflug, auch der trotz Sommerkick-Temperaturen sehr anständige Support sei erwähnt. Richtig wertvoll sind die drei Punkte deshalb, weil Kuchl das Derby gegen Golling 0:1 verlor und Grünau in Adnet torlos remisierte. Damit hat die Austria bei einem bzw. zwei Spielen weniger bereits fünf Punkte Vorsprung auf die größten Konkurrenten. Die Chancen stehen also gut, die Wiesen und Äcker des Flachgaus nur mehr selten fußballtechnisch frequentieren zu müssen.
P.S.: Ein PS am Tag danach mit taktischen Überlegungen. So beeindruckend die Leistung war, zeigte sie doch wieder einmal, dass die Austria vom Herrn mit der Nummer 7 hochgradig abhängig ist. Natürlich ist nach so einem Spiel alles eitel Wonne, aber die Aufstellung war doch etwas verwunderlich. Nichts gegen Stefan Leitner, der unermüdlich rackert und die Abwehr beschäftigt, doch man fragt sich schon, warum ein Mario Schleindl auf der Bank und im Mittelfeld versauert und in zwei Kurzauftritten trotzdem zwei Tore macht. Natürlich, wenn man gegen Mannschaften wie Berndorf spielt und einen Jukic vorne und einen Neubauer dahinter hat, ist der Rest wurscht. Da würde es wahrscheinlich keinen Unterschied machen, wenn die Trappl-Brüder Position tauschen und Xandi Seywald Innenverteidiger spielt. Doch es werden wieder Spiele kommen, wo auch abseits von Jukic und Neubauer Ideen gefragt sind, hoffentlich findet der Trainer auch dann die richtige Aufstellung.