7:1 Erfolg in Abtenau

Im Land der tausend Seen

Die wahrscheinlich längste Praline der Welt hat mit der wahrscheinlich längsten Auswärtsfahrt seit der Neugründung eher weniger zu tun. Vielleicht würden mit Ersterer die Eindrücke, die man auf Zweiterer gewinnt, noch beeindruckender wirken. Aber auch so war die Fahrt durchs Lammertal – Salzburgs Land der tausend Seen – ins schöne Abtenau, wo der Himmel entgegen dem Sprichwort grau und nicht blau ist, tief bewegend.

Da macht es dann auch nichts, wenn die Eintrittskarte ein Stempel ist, der sogar fürs billigste Studentenfest zu minder wäre, und das offenbar einzige Pissoir im Ort einen kleinen Fußmarsch von der Tennengebirgsarena entfernt ist. Das wunderbare Panorama dieses Gebirges entschädigte allerdings für all die Unannehmlichkeiten. Eine Tribüne sucht der bequeme Auswärtsfahrer vergeblich, die Obertrumer Erfindung der Euro-Paletten-Tribüne entpuppt sich auch in Abtenau als der letzte Schrei im Salzburger Unterhaus. Die komfortablen Schalensitze bleiben der Lokalbevölkerung vorbehalten, die ihren Weg auf den Platz findet und sich nicht wie der Rest des Dorfes in der Pferdekutsche vergnügt. Insgesamt 1000 Zuschauer waren gekommen. Das Heimpublikum kann sich aber nicht recht lange an den hoch gehandelten Gastgebern erfreuen. Bereits nach sieben Minuten staubte Mario Lenz einen kurz abgewehrten Freistoss von Lubo Neubauer ins Tor ab. Das erleichterte der Austria den Auftritt einigermaßen. Es folgte eine halbe Stunde Schaulaufen, in der 37.Minute erhöhte Neubauer per abgefälschten Freistoß auf 2:0.

Mit diesem Zwischenstand ging es in die Pause. Gestärkt mit Radler, Bier und Würstel ging es in den zweiten Durchgang, den die Austrianer, sowohl Fans als auch Mannschaft – übrigens mit einem starken Mittelfeld mit dem bemerkenswerten Altersschnitt von 21 Jahren -, mit einem Feuerwerk begann. Mario Schleindl erhöhte zwei Minuten nach der Pause nach einem Eckball von Neubauer per Kopf auf 3:0 und erzielte sieben Minuten später das 4:0. In der 60. Minute durfte Matthias Csenki mit einem Elfmeter, der gefoulte Kapitän Ivan Pecaranin hatte ihn für den Strafstoß aus der Abwehr nach vorne beordert, seine Pflichtspieltor-Premiere für die Austria feiern. Nach 64 Minuten vollendete Schleindl seinen Hattrick zum 6:0, sechs Minuten später schloss Lenz das Feuerwerk nach Vorarbeit von Xandi Seywald mit dem 7:0 ab.

Danach hatte noch Schiedsrichter Herbert Gangl seinen skurrilen Auftritt, auch er wollte ein bisschen im Mittelpunkt stehen. Das gelang ihm mit zwei roten Karten für die Austria eindrucksvoll. Bei beiden Platzverweisen wusste wohl nur der Unparteiische den Grund. Peter Weiss musste wegen Kritik oder einer Tätlichkeit unter die Dusche. Stefan Federer, weil im der Ball im Strafraum auf die angelegte Hand flog. Daraus resultierte auch der Anschlusstreffer, bei dem das euphorische jubelnde Heimpublikum bewies, dass nicht nur der Ziegenbock samt Gattin im schönen Abtenau wohnt.